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Das Enzmannkreuz

wird auch „Amelungenkreuz“ oder „Pfadfinderkreuz“ genannt, Restaurierung im Mai 2023.

Religiöse Flurdenkmale am Wegesrand erzählen viele Geschichten aus der Vergangenheit und erinnern an die Frömmigkeit und Gesinnung der Bevölkerung. Sie spiegeln neben persönlichen Schicksalen und Tragödien auch tiefgreifende Ereignisse wie Kriege, Hungersnöte, Krankheiten und Elementarkatastrophen wider. Oder sind einfach Orte, die zur inneren Ruhe und Besinnung einladen. Unsere Gemeinde ist reich an solchen Besinnungsstätten, mehr als sechzig Kirchen, Kapellen, Marterln und Wegkreuze sind es, die in Breitenfurt ihre eigene Geschichte erzählen. So auch ein verträumtes und fast vergessenes Kreuz mitten im Wald. Es hat eigentlich keinen festen Namen, aber die, die es kennen sehen darin ein Stück - oft eigener - Vergangenheit.

Es begann ungefähr 1924. Monsignore Josef Engelbert Enzmann war Hausgeistlicher (Spiritual) im Kloster St. Josef und zugleich Bürgermeister von Breitenfurt (1924 bis 1933 und 1936 bis 1938) Darüber hinaus initiierte er ein katholisches Bildungshaus im Seitentrakt des ehemaligen Breitenfurter Schlosses, dem sogenannten „Augustineum“. Auch war er geistlicher Begleiter seiner CV-Verbindung Amelungia, und so hat er immer wieder Gruppen von Bundesbrüdern nach Breitenfurt in das Kloster St. Josef eingeladen. Gerne hat er sich dabei zu Andachten, aber auch zum geselligen Beisammensein und Lagerfeuergemütlichkeit, in den nahen Wald des Klosters, der sogenannten „Klosterfechsung“ am Sperrberg, zurückgezogen. Dafür hatte man dieses Kreuz aufgestellt. „Amelungenkreuz“ wurde es in seinem persönlichen Umkreis genannt. Doch in der Bevölkerung konnte man mit dem Begriff „Amelungia“ wenig anfangen. Und da sich dort später auch immer wieder Gruppen von Jugendlichen - auch Pfadfinder - trafen, die im nahegelegenen „Augustineum“ am Kardinal Piffl-Platz einquartiert waren, wurde es bald in der Bevölkerung das „Pfadfinderkreuz“ genannt. Vieles änderte sich nach dem Krieg: das Augustineum war verwaist, Enzmann nicht mehr Spiritual des Klosters, nur mehr fallweise kamen seine Amelungen auf Besuch. Doch er selbst liebte die beschauliche Natur in der Klosterfechsung und so konnte man ihn des Öfteren durch den Wald wandern und bei „seinem“ Kreuz beten sehen. Seit dieser Zeit trägt das Kreuz den Namen „Enzmannkreuz“. Bis zu Beginn der 1980-er Jahre stand es zugewachsen im Originalzustand, bis es von unbekannter Hand teilweise erneuert wurde. Doch die Spuren der Feuchtigkeit im Wald setzten ihm immer wieder zu. Nun hat auf Initiative von Bürgermeister Wolfgang Schredl und Kulturgemeinderätin Andrea Mazanek der Gemeinderat beschlossen, dieses Kulturdenkmal instandzusetzen und für die Bevölkerung sichtbar zu machen. Man bat Herrn Ing. Leopold Link sich der Angelegenheit anzunehmen. Der Grundstückseigentümer Hubert Schöny führte Rodungen durch, Ing. Leopold Link zimmerte aus handbehauenen Eichenstämmen eines Abbruchhuses ein neues Kreuz und fertigte eine Lächenschindelabdeckung selbst an. Die Firma Zimmermann restaurierte den Korpus und ölte ihn witterungsbeständig ein. Das alte Kreuz selbst blieb bestehen, das neue Kreuz mit dem restaurierten Korpus wurde nun aber sichtbarer an die Straße gerückt.